#52 Mein Weg zur Schmerzfreiheit
Ja, auch Yogalehrende bekommen Haltungsbeschwerden...
Bereits in meiner Ausbildung wurde ich geschult, auf meinen Körper im Unterricht zu achten.
Zu schnell springt man aus einer Asana heraus, die man gerade vormacht, um einem Schüler zu helfen. Und zack, hat man sich etwas eingeklemmt. Oder man verdreht den Kopf in der Ansage, um gleichzeitig nach den Schülern zu schauen.
Aus diesem Grund auch, wurde ich in meiner Ausbildung geschult, mehr anzusagen, als mitzumachen. Aber nach Corona und dem Onlineunterricht ist es noch immer für viele Teilnehmende ungewohnt, wenn vorne auf der Matte niemand „vorturnt“. Statt sich auf sich zu fokussieren und meinen Worten zu folgen, hören sie auf, wenn ich aufhöre. Oder machen bereits mit, wenn ich sie bitte, erstmal mit den Augen zu folgen, bevor sie selbst in die Asana starten.
Vor zwei Jahren passiert es aber dann im Urlaub, dass ich nach einer Wanderung so starke Schmerzen in der linken Hüfte habe, dass ich nicht mehr weitergehen kann. Jeder Schritt fährt mir ins Bein.
Eine Pause mit intensivem Dehnen hilft vorübergehend, aber ab da tritt der Schmerz in verschiedenen Situationen immer wieder auf.
Da er mich in meinem Bewegungsdrang immer wieder stark einschränkt, versuche ich verschiedene Behandlungswege: mein eigenes Wissen, Osteopath, energetische Arbeit.
Der Schmerz will nicht gehen, im Gegenteil es kommt ein zusätzlicher Schmerz im unteren Rücken hinzu.
Dehnen hatte mir bis dato immer geholfen. Da gerade bei längerer Belastung (ob Gehen oder Stehen) der Schmerz auftrat, führte ich die Ursache auf Verspannung zurück.
Als dann das linke ISG (Iljosakralgelenk) sich unangenehm bemerkbar machte und das vor allem während meiner Yogapraxis, verzweifelte ich langsam. Der Schmerz kam nun auch im Alltag und wurde zum ständigen Begleiter.
Letzten Herbst hatte ich dann die erste „Erleuchtung“ bei meiner Fortbildung bei
Dr. Ronald Steiner. In der Fortbildung ging es um die Schultermuskulatur und dass der Nacken nur entspannen kann, wenn die Schultermuskulatur ausgewogen gekräftigt ist und ihre Aufgaben als „Haltemuskulatur“ übernimmt.
Ich las im Anschluss in einem seiner Bücher „Der Yoga-Doc“ vom „schlackernden Gelenk“, von der fehlenden notwendigen Führung. Ich las auch von unausgewogener Muskulatur, Dysbalancen bei inaktiven Muskeln.
Und so begann ich meine Praxis nach und nach umzustellen, weniger zu dehnen, mehr zu kräftigen. Auch in meinen Yogaklassen setzte ich dieses Prinzip mehr und mehr um, mit sehr positiver Resonanz.
Doch meine Schmerzen wollten einfach nicht gehen. Und in mir kam die Frage auf, arbeite ich an der richtigen Stelle? Ist es vielleicht doch eine vererbte Osteoporose? Ich nahm mein Herz in die Hand und machte einen Termin beim Orthopäden.
Ich gebe zu, meine Meinung über Orthopäden ist so lala.
Mittlerweile weiß man, dass manuelle Therapie bei vielen Beschwerdebildern hilft. Medikamente, Spritzen oder gar Operationen sollten nur ein letztes Mittel sein.
Zu diesem Orthopäden ging ich auf Empfehlung und war am Ende dankbar und positiv überrascht.
Es stellte sich heraus, dass ich einen hyperflexiblen linken Unterschenkel habe. Bis dato war mir zwar meine generelle Instabilität in meinem linken Bein aufgefallen. Nun habe ich auch eine Erklärung woher diese kommt.
Der Orthopäde schickte mich dann auch zum Röntgen und im Anschluss war die Diagnose eindeutig:
Ich habe eine leichte Arthrose im Hüftgelenk und im ISG sowie einen verspannten Piriformis.
Arthrose ist eine Alterserscheinung und in meinem Alter vermutlich dem Rückgang der Hormone zuzuschreiben. Wichtig ist nun, in Bewegung zu bleiben. Couch-Potato oder Kopf in den Sand ist keine Option, das weiß ich.
Glücklicherweise habe ich die richtigen Personen um mich.
Ich kontaktierte eine befreundete Physiotherapeutin mit meinem Therapieplan. Wir sind uns einig, das bekommen wir gemeinsam in den Griff.
Eine Aussage von ihr lässt mich seit unserem ersten Gespräch nicht los:
„Wir kennen nun nach dem Röntgen deine linke Hüfte, wir wissen aber nicht, wie deine rechte Hüfte aussieht. Sie kann bereits ebenfalls Arthrose haben, nur schmerzt diese bisher nicht.“
Nun liegt es an mir.
Ich bekomme einen Trainingsplan: Kraftaufbau in den Beinen und in der Rumpfmuskulatur. Es ist herausfordernd, die Einheiten im meinen Wochenplan unterzubringen. Aber ich bin motiviert, denn ich spüre bereits seit den ersten Einheiten, dass ich schmerzfrei im Alltag werde. Und das mittlerweile seit mehreren Wochen!
Warum Kraftaufbau? Nicht Dehnen?
Wie bei der Schultermuskulatur übernimmt mein Piriformis Aufgaben, die er nicht alleine übernehmen kann. Die Muskulatur um ihn herum ist trotz meiner Yogapraxis zu schwach. Oder wegen meiner Yogapraxis? Er ist chronisch verkrampft. Dehnen hat immer nur kurzfristig geholfen, aber eben nicht dauerhaft. Es heißt nun, die Muskulatur gezielt zu stärken, dass er entlastet wird und lockerlassen kann. Ähnliches gilt für mein ISG.
Parallel habe ich zum Muskelaufbau mit dem Nordic Walking begonnen. Die Stöcke entlasten meine Schritte, sie werden federnd, wirken lockernd auf meine Hüftgelenke. Ich spüre regelrecht, wie meine Hüftmuskulatur entspannt beim Walken.
Ist Dehnen wirklich gut?
Nach meiner Erfahrung in den letzten Monaten, muss das jeder für sich entscheiden.
Ich finde Yin Yoga weiterhin gut und richtig. Und ich sehe, dass diese ruhige, meditative Yogapraxis den Teilnehmern wohltut. Mir zur Zeit leider nicht.
Worauf ich mit diesem Artikel aufmerksam machen möchte?
Hinterfrage dich und deine Sportpraxis. Sei offen, wenn sich etwas nicht gut anfühlt, die Richtung anzupassen. Warte nicht zu lange.
PS: Wenn du auch Lust auf Nordic Walking hast: Im Herbst gehe ich auf Fortbildung zu Nordic Walking & Yoga. Sei gespannt!







