#38 Beltane - Warum tanzen wir in den Mai?
Solange ich denken kann, feiert man am 1. Mai den „Tag der Arbeit“.
Wie vieles hat diese Bedeutung ihren Ursprung in den USA. 1886 wurde am 1. Mai zu einem mehrtägigen Generalstreik aufgerufen. Der 1. Mai ist in USA der „Moving Day“. Traditionell enden häufig die Arbeitsverträge.
1890 nutzte man in Deutschland und Europa den 1. Mai, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen und wurde so zum "Kampftag der Arbeiterbewegung“.
Nach keltischer Tradition beginnt am 1. Mai das Sommerhalbjahr. Man feiert Beltane, eigentlich ein Vollmondfest, daher kann es regional Abweichungen im Datum geben. Mit Fröhlichkeit, Wärme und Feuer wird der berühmte „Tanz in den Mai“ gefeiert.
Es ist ein Fruchtbarkeitsfest und zelebriert die Vereinigung von männlichen und weiblichen Aspekten: Befruchtung, Wachstum neuen Lebens…
Daher sind viele Rituale rund um Beltane darauf zurückzuführen, die Vereinigung von Mann und Frau zu feiern.
Nach der Tag-und-Nachtgleiche hat die Zeit ohne Dunkelheit, Kälte und Hunger begonnen. Beltane liegt auf dem Jahreskreis gegenüber von Samhain, dem Ahnenfest der Toten. Mit Beltane feiern wir das Leben und Heißen es fröhlich Willkommen.
Traditionell entzündet man am Vorabend das Maifeuer. Mancherorts wird das Vieh zur Reinigung zwischen zwei Feuern hindurchgetrieben. Verliebte zeigen sich mit dem gemeinsamen „Sprung durchs Feuer“ ihre Verbundenheit.
Der Maibaum, meist eine Birke, gilt als Zeichen der Fruchtbarkeit. Seine Schmuckbänder laden zum „Anbändeln“ ein.
Bei den Kelten und Germanen stand der Maibaum als Vertreter für den Weltenbaum: die Wurzeln stehen für die Unterwelt, das Totenreich, der Stamm für die Welt der Menschen und die Krone für die Götterwelt.
Wie war das jetzt noch mit der Walpurgisnacht?
Der Sage nach versammeln sich die Hexen in der Nacht auf den 1. Mai auf dem Blocksberg. Dort fanden, wie auch an anderen Orten, Beltane-Rituale statt.
Der Kirche waren diese Feierlichkeiten zu sexualisiert, wo angeblich nackte Frauen ums Feuer tanzten. Die Feierlichkeiten zu verbieten, funktionierte allerdings nicht. Wie oft in diesen Fällen, erschuf man ein Ersatzfest und widmete den Beltane-Tag Walpurga.
Die heilige Walpurga war eine aus England stammende Äbtissin im 6. Jahrhundert. Sie wurde an einem 1. Mai heiliggesprochen.
Andere Quellen verweisen auf eine keltische Göttin Walpurgis, die später von der Kirche heiliggesprochen wurde. Die Göttin Walpurgis versinnbildlicht Wildheit, Freiheit und Fruchtbarkeit.
Maifest
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch
Und Freud‘ und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd‘, o Sonne,
O Glück, o Lust,
O Lieb‘, o Liebe,
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn,
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt!
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb‘ ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,
Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud‘ und Mut
Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst.
Johann Wolfgang von Goethe






