#31 Shavasana - Die Totenhaltung
Warum Shavasana zu Deiner Yogapraxis dazugehört

Die einen lieben Shavasana, die anderen wollen möglichst schnell wieder aus der Rückenlage heraus.
Warum liegen wir am Anfang und am Ende unserer Yogapraxis in der Rückenlage?
Shava heißt übersetzt Leichnam und Asana steht wie immer für Haltung. Es geht darum, bewegungslos – wie ein Leichnam – auf dem Rücken zu liegen und zu entspannen, vollkommen loszulassen. Dein Yogalehrender unterstützt dich dabei, mithilfe von einer kurzen Traumreise, Entspannungsformeln, Bodyscan…
Laut Legende tötete Kali (die wilde und gefährliche Inkarnation von Parvati, die Frau Shivas) in einer epischen Schlacht alle Dämonen. Zur Feier beginnt sie wild zu tanzen. Ihr Tanz aber bringt alle Welten zum Wanken. So legt sich Shiva unter Kalis Füße und absorbiert so die Erschütterungen ihres Tanzes. Als Kali bemerkt, dass sie auf ihrem Mann herumtrampelt, schämt sie sich und hört auf zu tanzen.
Was lernen wir aus dieser Legende? Wer sich völlig entspannen kann, hält auch aus, wenn die Welt um ihn herum ins Wanken gerät.
Klassischerweise endet jede Yogastunde in Shavasana. Im Yoga wird gelehrt, dass sich in Shavasana die in der Yogapraxis aktivierte Energie im Körper verteilt. Sie ist also der Schlusspunkt, ohne diesen deine Yogapraxis nicht vollständig ist.
Das solltest Du auch bei deiner eigenen Yogapraxis beachten und dir dafür etwas Zeit und Raum nehmen.
Shavasana ist für manche Personen eine Herausforderung. Denn in der „Totenhaltung“ ist das Nichtstun oberste Pflicht. Das fällt vielen schwer, sind sie ständig online, auf dem Sprung, die Gedanken unruhig.
Nichtstun heißt: nicht bewegen, nicht denken, nicht fühlen. Einzig atmen ist erlaubt ;)
Mittlerweile wissen wir, dass aber gerade in der heutigen Zeit Nichtstun wichtig geworden ist. Während Shavasana werden Stresshormone abgebaut, unser Immunsystem gestärkt und Heilprozesse gefördert. Geistige Ruhe und Stärke wird wiederhergestellt.
Wie sieht Shavasana „optimal“ aus? Wie fühlt es sich an?
1. Leg dich auf deinen Rücken und komme auf deiner Unterlage erstmal an.
Spüre deinen Körper, nimm deine Atmung wahr.
2. Wo in deinem Körper sind Störgefühle wahrzunehmen?
Liegt der Rücken entspannt ab? Schiebe die Fersen von dir weg und entspanne die Beine wieder. Bleibt das Störgefühl, stelle die Füße auf und hebe dein Becken an. Versuche dann deinen Rücken so lang wie möglich zu machen. Dann legst du den Rücken ab und ebenso die Beine.
3.
Die Beine liegen etwa hüftbreit bzw. jeweils nah an der Mattenkante rechts und links. Im besten Fall berühren sich die Oberschenkel nicht. Die Füße fallen locker dorthin, wohin sie mögen.
Ich sehe öfter, dass Teilnehmende die Beine überschlagen. Da es in Shavasana um Entspannung und Loslassen geht, ist diese Haltung nicht optimal. Versuche in dich reinzuhorchen, warum möchtest du die Beine kreuzen? Was hindert dich, die Beine geöffnet abzulegen?
4.
Deine Schultern wandern weg von deinen Ohren.
Um diese noch mehr entspannen zu können, strecke deine Arme links und rechts aus, die Arme berühren den Körper nicht.
Öffne die Arme so weit seitlich, dass du spürst, dass deine Schultern in den Boden absinken.
Um Energie aufzunehmen, sind die Handflächen zur Decke gedreht. Die Haltung der Hände hilft auch den Schultern noch mehr loszulassen.
Auch hier beobachte ich, dass Teilnehmende die Arme nach am Körper liegen lassen, da sie sonst von der Matte rutschen. Oder die Hände liegen auf dem Bauch.
In beiden Fällen bleibt Anspannung im Körper.
Spüre rein, warum möchtest du die Arme dort ablegen? Was hindert dich, die Arme mehr zu öffnen? Deine Matte ist ein Hilfsmittel, keine Begrenzung!
5.
Gerne kannst du deinen Kopf achtsam von einer Seite zur anderen drehen. Das hilft, erste Spannung im Nacken zu lösen und auch für deinen Kopf eine neutrale Position zu finden.
Es fühlt sich für dich nicht richtig an, den Kopf von einer Seite zur anderen zu drehen? Was hindert dich daran? Im Alltag ist der Kopf ständig in Bewegung, alleine beim Schulterblick im Auto ist die Drehung wichtig. Use it or lose it, die Achtsamkeit immer vorausgesetzt.
6. Jetzt beginnt Shavasana, das absolute Nichtstun.
Dein Körper sollte jetzt so auf der Unterlage liegen, dass keine Bewegung mehr notwendig ist.
Alternativen
Du verspannst in der Rückenlage, der Rücken schmerzt?
Manche Teilnehmende antworten darauf mit einem Kissen unter dem Kopf. Dabei wird der Nacken häufig überdehnt.
Probiere, eine gerollte Decke oder ein Kissen unter die Beine zu legen. Alternativ stelle die Beine auf und lasse die Knie zusammensinken. So musst du die Beine nicht festhalten und der untere Rücken fühlt sich lockerer an.
Staucht sich der Nacken, d.h. das Kinn reckt sich nach oben, dann lege ein flaches Kissen unter den Kopf.
Decke dich gerne zu in Shavasana. Die Decke hilft vor dem Auskühlen und außerdem erdet sie. Du kannst leichter loslassen.
Du neigst zu Hustenreiz in der Rückenlage? Dann lagere deinen ganzen Oberkörper etwas höher. Unterdrücke den Reiz nicht, da er dann meist noch stärker wird.
Und wenn es so gar nicht funktionieren will?
Dann nimm eine für dich passende Entspannungshaltung ein, wie zum Beispiel die Bauchlage. Ebenso ist die Seitenlage eine Alternative.
Du verspürst auf einmal das Gefühl, dich unbedingt bewegen zu wollen? Unterdrücke dieses Gefühl nicht. Bewege dich langsam, fast unsichtbar, und gebe so dem Bedürfnis nach.
Am Ende soll es darum gehen, dass DU entspannen kannst und dich wohlfühlst.
Du siehst, Shavasana ist eine Asana, wie jede andere auch. Eine gewisse Anleitung hilft, die „richtige“ Ausrichtung einzunehmen, um die volle Wirkung zu erfahren.
Let’s Shavasana!






